3rd Street, Ohama

  1. Oktober 2023

Der Zettel klebte am Tisch fest. Eine schmierige Flüssigkeit wollte ihn nicht hergeben. Er gewann den Kampf um den Zettel, wenn auch mit Verlusten. Eine Ecke blieb am Tisch kleben und schien ihn still zu verhöhnen. Er seufzte und las.

Digest and dissect insects based on paradigms you can’t even comprehend yet.

Oben in der Ecke ein kleines Logo mit einer Gottesanbeterin in einem Kreis. Er runzelte die Stirn. Begreifen tat er den Text wirklich nicht. Frust schwelte in ihm auf. Dieser blöde Zettel. Dieser blöde Auftrag! Was sollte das alles? Wie viel lieber säße er jetzt mit einem schmackhaften Sandwich auf einer Bank am Fluss, würde die Leute beobachten und sich der warmen Sonne auf seiner Haut erfreuen.

Und doch stand er hier, einen schmierigen Zettel haltend. Welch abnormales Wortgewand. Er rümpfte die Nase. Sein Blick schwenkte durch den Raum. Tapeten die schon zu Omas Zeiten alt gewesen wären, hingen teilweise von der Decke. Efeu rankte sich durch den Raum, wo er immer er wollte. Ein Zeichen dafür das dieses Haus den Kampf um seine Daseinsberechtigung schon lange verloren hatte. Der Billiard-Tisch rechts in der gemütlichen Wohn Nische wurde sanft von der untergehenden Sonne in warmes gelbes Licht getaucht. Ein Knarzen ertönte als sein Stiefel auf alte Dielen stieß, welche schon den vielen Temperatur Schwankungen der Jahreszeiten ganz verzogen waren. Auf dem Billiard-Tisch stand eine weiße Kaffee Tasse, darunter ein roter Pappuntersetzer.

Nichts hier, sah auch nur entfernt danach aus als hätte es etwas mit Verdauung oder Sezierung von Insekten zu tun. Zugegebenermaßen war das die positive Nachricht. Der kurze Windstoß schleuderte Laub durchs offene Fenster. Er zuckte zusammen.

Sein Blick blieb an etwas haften. Während er probierte seinen Puls wieder zu beruhigen, der Windstoß hatte ihn erschreckt, näherte er sich dem Fenster. Eine wahrhaftiges Bild der Indica Skyline ergoss sich vor seinen Augen und mittendrin ein pompöses Gebäude mit der riesigen Leuchtschrift Ökonorm.

Kalter Herbstwind schlug ihm wie eine Faust ins Gesicht. Er ließ die Tür wieder zufallen. Er beachtete sein Motorrad, welches ein paar Meter entfernt am Straßenrand stand, nicht und schlenderte durch das Gras und ließ seine Aufmerksamkeit erneut von der Skyline okkupieren. Den Zettel hatte er gescannt. “Sowas schleimiges steck ich mir nicht in die Tasche”, dachte er. “Denkste”.

Es musste unheimlich tiefgründig aussehen wie er im Sonnenuntergang die Skyline betrachtete, sein Mantel im Wind wehend. Leer. Sein Kopf war komplett leer. Er konnte nicht denken. Der Wind fing immer heftiger an zu schreien, die Motoren der Autos auf der Straße röhrten immer lauter. Der Druck in seiner Brust nahm zu, Rage und undefinierte Entnervung. Er musste an einen ruhigen Ort. Und ins Warme.

Das braune Gras bog sich glitschig unter seinen schweren Stiefeln. Er behielt die Balance und schwang sich auf sein Motorrad. Schulterblick, Kupplung Gas. Nur weg.

Die Klingel ertönte dezent aber freundlich als er die Tür des 25/7 Kaffeehauses durchschritt. Keine exklusive Bude, aber auch nicht abgehalftert. Mittelklasse. Genau was er jetzt brauchte. “Einen schwarzen und zwei Sandwiches”. Er blickte den Barmann an. Dieser nickte motorisch und tat wie bestellt. Und zwar in quälend langsamer Gelassenheit.

Nach einer gefühlten Ewigkeit nahm er endlich den ersten Bissen seines heiß erwarteten Sandwiches. Die Lebensgeister kehrten zurück, ein Lächeln durchbrach seine Fassade.

  1. Oktober 2023

Ohne das er es merkte ruhte ein Blick auf ihm. Geduldig, Interessiert. Er nahm einen Schluck Kaffee. Ahhh, seufzte er fröhlich. Jetzt ging es ihm gut. Der Auftrag fiel ihm wieder ein. Das ist echt ne komische Geschichte, dachte er sich. Vorgestern als er nach Hause kam, lag da eine handschriftliche Notiz in seinem Briefkasten. Auf der stand das er zu diesem Ort bei 3rd Street, Ohama fahren sollte. Aber es waren keine genauen Anweisungen, nur der Vermerk er solle sich dort umschauen. Hab ich ja gemacht…, dachte er sich. Unsicher ob er den Blödsinn hätte komplett sein lassen sollen. Tut ja nicht weh sich mal wo umzuschaun, hatte er sich damals gedacht.

Draußen brummte ein großer LKW während er an der Ampel zum stehen kam. Eine Großstadt Frau mit der Form einer Tonne, vermutlich auch ähnlichem Gewicht, schob sich den Bürgersteig auf der anderen Straßenseite entlang. Der LKW fuhr weiter.

Erst jetzt bemerkte er in der Reflektion der Scheibe das ihn ein Augenpaar beobachtete. Sein Blick suchte nach der Opposition des Spiegelbilds. Eine Frau mit braunen Haaren. Sie saß ein paar Tische entfernt, mit einem Buch in der Hand und einer dampfenden Tasse Tee vor sich. Sie schien seinem Blick nicht auszuweichen. Stattdessen, musste er feststellen, erhob sie sich und kam betont geschmeidig rüber zu ihm.

Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf, jeder davon würde nicht der Realität entsprechen, das wusste er. Sein Hirn interessierte sich nicht für den logischen Schluss und produzierte immer weitere Szenarien was jetzt wohl passieren könnte.

Hallo, die Frau lächelte ihn an. Ähm Hallo. Er kam sich etwas dümmlich vor. Darf ich mich setzen?, fragte die Frau höflich. Immer noch ein Lächeln auf dem Gesicht. Äh ja natürlich. Moment. Er schob schnell seine paar Sachen so um, das sein Gegenüber Platz nehmen konnte. Die Frau musste so Mitte 30 sein. Kastanienbraun, erkannte er jetzt und ertappte sich dabei die mentale Notiz: “Schöne Farbe.” zu machen. Ihre Augen fesselten ihn besonders. Auch braun, aber ziemlich hell. Fast schon Bernsteinfarbend.

Ein warmes leises Kichern kam aus ihrem Munde. Ich habe gestarrt, sagte er und lief rot an. Ja das stimmt., sie grinste. Also schien es sie nicht beleidigt zu haben. Ähm ich.. Wer sind Sie? Er könnte sich ohrfeigen aber ihm viel einfach nichts besseres ein. Er kam sich nun wirklich vor wie ein Volldepp.


Anmerkung: Die Geschichte entstand 2023 (Wie es den Daten zu entnehmen ist). Eigentlich nur aus der Idee und dem Bild raus von diesem Zettel ganz am Anfang. Habe ich nie weiterverfolgt. Wusste ehrlich gesagt nicht was da sonst noch passiert.

Der Vollständigkeit halber, kommt das jetzt aber mit hier auf die Seite.

Grammatik = Chaos, weil es einfach runtergeschrieben ist, bevor ich die Gedanken vergesse.


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..