Seicht zeichnet sich das Licht durch die ausladenen Buntglas Fenster in die große Bibliothekshalle. Rajaar Leikhum, der altehrwürdige Archivar des hiesigen Gebäudes wandelt in seiner gewohnten Geschwindigkeit durch die Räumlichkeiten. Sein leinernes Gewand zieht sanft hinter ihm über den Boden.
Er beschaut sich achtsam die einzelnen Regale, betrachtet die Inhalte sorgfältig. Soeben steht er vor dem Abteil des Friedens. Ein Regal aus der Zeit der ursprünglichen Emotionen. Das dunkle schwere Holz der alten Zeit lässt sein Alter sichtbar werden indem es die Abnutzungen und Schrammen trägt. Unregelmäßig biegen sich einige Regalböden unter der Last der großen Einmachgläser welche sich in den Regalen umher türmen. Fein säuberlich beschriftet sind hier die Gefühle nach Mensch und Epoche gegliedert.
Rajaar besieht sich eins der Gläser welches etwas schief an seinem Platze steht. Eine dichte Schicht Staub überzieht das Gefäß.
Vorsichtig rückt Rajaar das Gefäß zurecht. Er geht behutsam vor, Gefühle sind schließlich fragil. Ebenso zerbrechlich wie intensiv. Der zurechtgerückte Frieden stammt aus der Epoche des Mittelalters um das Jahre 1420. Es ist das Gefühl eines Bauern namens Peschek.
Das Gefühl seines Friedens unterscheidet sich drastisch zu dem von Angelicé aus dem Frankreich des 19ten Jahrhunderts.
Es ist direkt durch das Glas der Behälter sichtbar: Je älter die Zeit, desto größer der Frieden. Desto ruhiger.
Rajaar geht in Gedanken verloren weiter und überprüft den Korridor der guten Gefühle.
Plötzlich hört er rennende Schritte auf sich zukommen. Ein junger Mann rennt schweißgebadet auf ihn zu, wild gebärend. “Meister, Meister!”
Mit ausdrucksvoller Höflichkeit im Gesicht wendet Rajaar sich dem jungen Mann zu. “Was kann ich für dich tun?”
“Ich habe ein Gefühl verloren” keucht der junge Mann. Tief rot vor Anstrengung und Scham schaut er auf. “Wie das?” Rajaars väterliche Stimme scheint den jungen Mann zu beruhigen. Das Abteil des Friedens scheint diese Wirkung zu unterstreichen.
“Ich sollte ein Gefäß der Gunst einordnen. Dann verlief ich mich und kam im falschen Korridor heraus.” Kleinlaut fügt er hinzu: “Es war der Korridor der Panik.”
Rajaar lächelt wissend. “Mach dir keine Sorgen mein Sohn. Das passiert vielen mal am Anfang. Der Korridor der Panik kann einem manchmal einen ganz schönen Schrecken einjagen.” Schützend legt er die Hand auf die Schulter des jungen Mannes und ermuntert ihn aufzustehen.
“Wie ist dein Name?” ”M-Matthias”.
“Matthias. Ein Gefühl der Gunst hast du also verloren. Und das im Korridor der Panik. Komm schnell, wir müssen es dort herausholen!”, Rajaar wirbelt herum, sein Umhang wirft lange Falten und hüllt ihn in mysteriöse Dings.
“Aber Meister, warum denn das? Können wir die Gunst dort nicht einfach liegen lassen?”, Matthias richtet sich schnell auf.
Geschwiffen von dem geschwuffenem Blick des Weisen erstartt Matthias auch sofort wieder. Für eine Sekunde fühlt Matthias sich von Rajaar einfach nur gemustert. Ein fröstelt jagt über seinen Rücken. ”Nein können wir nicht. Komm mit, dann wirst du es verstehen!”
Mit langen Schritten rauscht Rajaar durch die Korridore, quer durch die
Anmerkung: Die Geschichte entstand Februar 2024. Wie es unschwer zu erkennen ist, ist diese Geschichte nicht vollendet. Für meinen Geschmack ist das noch recht ‚aufgedunsen‘ geschrieben. Oder viel mehr beschreibend. Bissel langatmig. Aber die Idee ist schön!
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