Dezembrianisches Gedankengut

Was haben wir denn so. Jede Menge neue interessante Dinge auf jeden Fall. Ich erlaube mir, dass gerade frisch entstandene Filter-Konzept für Kognitive Funktion vorzustellen. Das verdient eine große Überschrift. (Ja, es ist jetzt eben erst entstanden. 04.12.24 18:40 Uhr)

Kognitive Funktionen

Was sind diese Ominösen Kognitiven Funktionen?


Carl Jung entwickelte das Konzept der kognitiven Funktionen, um zu beschreiben, wie Menschen Informationen aufnehmen und Entscheidungen treffen. Diese Funktionen sind die Grundlage des Myers-Briggs-Typenindikators (MBTI). Es gibt acht kognitive Funktionen, die in zwei Kategorien unterteilt sind:

  1. Wahrnehmungsfunktionen:
  • Sinneswahrnehmung (Sensing): Konzentriert sich auf konkrete, gegenwärtige Informationen.
  • Intuition (Intuition): Sieht Muster und Möglichkeiten, denkt zukunftsorientiert.
  1. Entscheidungsfunktionen:
  • Denken (Thinking): Trifft Entscheidungen auf Basis von Logik und Objektivität.
  • Fühlen (Feeling): Trifft Entscheidungen auf Basis von Werten und subjektiven Überlegungen.

Acht Funktionen, aber es sind nur vier aufgeführt? Ja. Macht Sinn, weil: Jede dieser Funktionen in zwei Varianten daherkommt. Jeweils in Introvertiert (nach Innen gerichtet) und Extravertiert (nach Außen gerichtet).

Beispiel: Fi (introvertiertes Gefühl1) ist eine der Wahrnehmungsfunktionen und beschäftigt sich mit den inneren Gefühlen, Werten, etc. wohingegen Fe (extravertiertes Gefühl2) nach Harmonie und Wertschätzung in sozialen Gruppen sucht.

Hier eine grobe Übersicht:

  • Fi ↔ Fe: Fi strebt nach Authentizität und persönlicher Wertewahrnehmung, Fe hingegen sucht Harmonie und Wertschätzung in sozialen Gruppen.
  • Ti ↔ Te: Ti analysiert interne Logiksysteme, während Te diese Logik nach außen umsetzt, um Effizienz und Ergebnisse zu erzielen.
  • Si ↔ Se: Si bezieht sich auf vergangenheitsbasierte Details und interne Stabilität, Se hingegen auf unmittelbare sensorische Erlebnisse und das Hier und Jetzt.
  • Ni ↔ Ne: Ni vertieft sich in eine klare, zukunftsorientierte Vision, während Ne vielfältige Möglichkeiten und Verknüpfungen im Moment erforscht.

Um auf das eigentliche Thema zu kommen: Jeder der MBTI-Typen (in Deutschland auch gerne als 16-Persönlichkeitstypen bekannt), hat eine eigene einzigartige Kombination derselben Funktionen in sich. Oder besser gesagt: Jeder Mensch hat eine bevorzugte Kombination dieser Funktionen, die seinen MBTI-Typ bestimmen.

Woher weiß man jetzt welcher Typ, welchen Funktionsstapel3 hat? Nicht verzagen, Lukas fragen.

Hier ein paar wertvolle Ressourcen:

  1. Type in Mind
  2. MBTI & die kognitiven Funktionen
  3. The MBTI Cognitive Functions
  4. MBTI Präsentation (Empfehlenswert einmal drüber zu schauen)

Angenommen du weißt jetzt was du für einen MBTI Typ bist, kannst du dir auch dazu die Kognitiven Funktionen durchlesen. Das Bild welches aus diesen Funktionen hervorgeht ist oft klarer als jenes, welches über die Typbeschreibungen zustande kommt. Es gibt viele Formulierungen wie „Typ X ist so und so, weil deswegen und macht das hier nicht, weil bla…“. Solche Typenbeschreibungen sind immer subjektiv von den Autoren gefärbt. Das ist auch nicht verwerflich, weil kein Mensch kann wirklich objektiv sein. Wir haben nun einmal alle eine andere Erfahrung der Welt. Außerdem werden die Typenbeschreibungen gerne als ’neue Identifikation‘ von Menschen angenommen. „Aha so bin ich also!“. Diese Beschreibungen sind generell nichts schlechtes. Sie geben einen wirklich guten Überblick.

Man sollte beim Informieren zwei Dinge im Hinterkopf behalten:

  1. Menschlicher Charakter ist vom Persönlichkeitstyp entkoppelt. Man kann denselben Typ nebeneinander stellen und trotzdem verschiedene Dinge beobachten die für den einzelnen aber Charakteristisch sind.
  2. Es ist ein Modell welches genutzt wird um menschliches Verhalten und Wahrnehmung besser erklären zu können.

Nimmt man sich das zu Herzen und wird bei dem ganzen nicht zu dogmatisch oder identifiziert sich nicht zu sehr mit einer bestimmten Rolle, sind diese Modelle wunderbar um sich und andere besser zu verstehen. Ich habe an anderen und mir selber beobachtet das es Anfangs oft zu einer Phase der absoluten Identifikation mit dem eigenen Persönlichkeitstypen kommt (Bei denen die sich tiefer damit beschäftigen). Aus eigener Erfahrung kann ich sagen das es in diesem Prozess zu Irritationen kommen kann, weil man beispielsweise etwas macht, was von der Typbeschreibung her, vielleicht nicht passt. Das kann zu Fragen führen wie „Verhalte ich mich eigentlich richtig?“. Die Antwort: Man verhält sich wie man sich verhält. Jeder Mensch ist dynamisch und nicht in seinen Verhaltensweisen eingeschränkt, es sei denn er erlegt sich die Schranken selber auf. Viel schöner finde ich die zweite Phase in welcher man sich über seine Ziele klar wird und diese verfolgt und das Wissen über den Persönlichkeitstyp benutzt um Entwicklungsbereiche zu finden. An welchen Themen muss ich generell arbeiten um X näher zu kommen? Mit welchem Teil bin ich noch nicht voll zufrieden und was möchte ich besser entwickeln?

Ich bin selber erst nach längerer Zeit auf die Kognitiven Funktionen gestoßen und wirklich tiefer studiert habe ich diese erst in jüngster Vergangenheit. Aber meiner Meinung erklärt sich anhand dieses Konzepts vieles an den verschiedenen Typen noch sehr viel deutlicher. Hier noch einmal eine schnelle Erklärung des Stapels (in Englisch): THE STACK. Wenn es einen Freiwilligen gibt, der dies für andere in Deutsch übersetzt, bin ich dankbar.


Baumertsches Filter-Konzept Kognitiver Funktionen

Was ist dieses Konzept? Es ist eine Perspektive. Eine Sichtweise um das Gesamtergebnis der vier Funktionen in einem Typ besser zu verstehen. Mir persönlich ging es darum besser zu verstehen warum beispielsweise die Se Funktion bei einem Typ so funktioniert und bei einem anderen so. Es ist von den einzelnen Beschreibungen der Funktionen her, etwas schwer zu verstehen, wie sich diese in dem einen oder anderen Typen wirklich auswirken.

Daher habe ich die Idee gehabt, die Beschreibungen durch die jeweilige vorherige Funktion zu filtern, die neue Bedeutung der Funktion zu betrachten, die nächste Funktion durch alle vorherigen durchlaufen zu lassen und so weiter. Der Gedanke sieht so aus:

Ich hoffe das macht es etwas verständlicher. Es soll gezeigt werden, dass jede Funktion durch „die Brille“ der vorherigen Fokusse eine andere Bedeutung hat, als die Basisbeschreibung. Hier eine andere Darstellung von dem was ich meine:

Jede Funktion wird durch die vorherigen geschleust oder gefiltert. Dadurch verändert sich der Fokus der jeweiligen Funktion. Dazu einmal das Beispiel am Typ INFP. Den kann ich nämlich validieren, da ich von diesem Typ bin.

Kognitive Funktionen INFP:

Fi Ne Si Te

Beschreibung der Funktionen ohne das angewendete Konzept

Introvertiertes Fühlen (Fi)
Eine introspektive Funktion, die persönliche Werte und Emotionen priorisiert. Sie ermöglicht es, tiefgründige, individuelle Gefühle zu erkennen und Entscheidungen basierend auf inneren Überzeugungen zu treffen. Sie strebt nach Authentizität und moralischer Kohärenz.

Extravertiertes Intuieren (Ne)
Eine explorative Funktion, die sich auf das Erkennen von Möglichkeiten, Mustern und Verbindungen in der Außenwelt konzentriert. Sie fördert Kreativität und Offenheit für vielfältige Perspektiven sowie neue Ideen.

Introvertiertes Empfinden (Si)
Eine reflektierende Funktion, die auf persönliche Erfahrungen und Erinnerungen zurückgreift, um Stabilität und Kontext zu schaffen. Si vergleicht neue Informationen mit vergangenen Erlebnissen, was zu einer tiefen Verankerung in der eigenen Geschichte führt.

Extravertiertes Denken (Te)
Eine strukturierende Funktion, die Logik und Effizienz in der Außenwelt priorisiert. Sie fokussiert sich auf die Organisation von Ressourcen und die Erreichung klarer, messbarer Ziele. Te bevorzugt pragmatische und praktische Lösungen.


Beschreibungen unter Anwendung des Baumertschen Filter-Konzept Kognitiver Funktionen

1. F1 = Fi

Introvertiertes Fühlen steht für sich und bildet die Basis. Es bewertet alles anhand eines inneren moralischen Kompasses und agiert autonom. Fi sorgt für die tief verwurzelten Werte und emotionale Authentizität, ungefiltert und roh.

2. F2 -> F1 = Ne durch Fi

Extravertiertes Intuieren wird durch Fi gefiltert. Ne generiert Ideen und erkennt Potenziale, aber diese müssen mit den persönlichen Werten und Überzeugungen von Fi übereinstimmen. Nur Möglichkeiten, die als „moralisch stimmig“ oder „innerlich bedeutungsvoll“ erscheinen, werden weiterverfolgt.

3. F3 -> F1 -> F2 = Si durch Fi und Ne

Introvertiertes Empfinden wird durch Fi und Ne gefiltert. Si greift auf Erinnerungen und Erfahrungen zurück, diese werden jedoch durch den emotionalen Filter von Fi und den kreativen, zukunftsorientierten Fokus von Ne interpretiert. Resultat: Vergangenes wird nicht rein objektiv betrachtet, sondern emotional und im Kontext neuer Ideen gedeutet.

4. F4 -> F1 -> F2 -> F3 = Te durch Fi, Ne und Si

Extravertiertes Denken wird durch Fi, Ne und Si gefiltert. Te versucht, pragmatische und logische Lösungen in der Außenwelt zu schaffen, jedoch nur, wenn diese mit den inneren Werten (Fi), den kreativen Potenzialen (Ne) und den Lektionen aus der Vergangenheit (Si) übereinstimmen. Effizienz und Organisation sind vorhanden, aber sie unterliegen einer subjektiven Bewertung und dienen höheren ideellen Zielen.

Dieses gefilterte Modell zeigt, wie die Dynamik der Funktionen bei einem INFP stark auf inneren Werten basiert, während äußere Wahrnehmungen und Handlungen diesen inneren Prozessen untergeordnet werden.


Damit hast du eine neue Perspektive bekommen und ich hoffe das hilft dir anders und neu zu verstehen. Vielleicht wirft es ja neue Fragen auf, die dich weiterbringen. Ich freue mich selber jedenfalls sehr über dieses Konzept (und vor allem es aufgeschrieben zu haben), da ich jetzt „dem Kind einen Namen geben“ konnte. Dadurch ist diese Vorstellung ‚adressiert‘ und mit anderen teilbar, wodurch sich leichter eine Gesprächs- und Diskussionsgrundlage schafft. Und genau auf diesen Austausch freue ich mich natürlich. Bin ja eh von dem Thema fasziniert.

Dieses Konzept auf verschiedene Typen angewandt macht die einzelnen Funktionsweise meiner Meinung nach deutlicher und zeigt mehr vom Gesamtbild. Ein holistischer Ansatz wenn man so möchte. Ich ermuntere jeden dieses Konzept gerne für sich selbst und seinen eigenen Typ zu testen um herauszufinden ob das eigene Verständnis sich dadurch vertieft.

Anbei eine bereits fertige Prompt, direkt für das einfügen in GPT oder ein beliebiges anderes LLM.
Anweisung: Ersetze das [XXXX] durch deinen eigenen Typ. Vier Buchstaben-Kombination. ISFP, INFJ, ESFP, etc…

Prompt:

Analysiere die kognitiven Funktionen meines MBTI-Typs [XXXX] unter Anwendung des Baumertschen Filter-Konzepts Kognitiver Funktionen. Beschreibe dabei, wie jede Funktion durch die vorherigen gefiltert wird, und erkläre das Ergebnis dieser Filterung Schritt für Schritt. Nutze das Prinzip:

F1 = F1
F2 → F1 = F2
F3 → F1 → F2 = F3
F4 → F1 → F2 → F3 = F4
Zeige am Ende, wie die Gesamtdynamik meines Typs durch dieses Konzept beschrieben werden kann.

So meine Schmuse-Langusten. Das war es erstmal mit diesem Beitrag. Mehr kommt immer auf Achse T für Zeit. Ich verabgrüße mich. Bis denn.

Fußnoten:

  1. introverted feeling ↩︎
  2. extraverted feeling ↩︎
  3. Im Englischen: cognitive function stack ↩︎

PS: Ich wollte mal wieder ein Post Scriptum schreiben. Dieses Mal habe ich wieder ein Stück weit mehr erfahren, das es mir wichtiger ist, die Dinge so zu lassen wie sie sind. Die Rohfassung nicht zu oft zu überarbeiten. Vertrauen ins herausgeben zu haben, zu schauen was passiert.


Kommentare

Eine Antwort zu „Dezembrianisches Gedankengut“

  1. […] Monat gibt es was ganz was feines. Ich machs mal prägnanter. Erinnert sich jemand an den Artikel von letzten Monat? Ich stellte mein Konzept zur Filterung von Kognitiven Funktionen bei MBTI-Typen vor. Das Modell […]

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